DAS HAUS
AUF DEN KLIPPEN
Geheimnisvolle Todesfälle
Kriminalroman
Erscheint am 5. Oktober 2012
bei Amazon, Barnes and Noble und im Apple i-Bookstore
Kaufpreis in Europa € 7.99
Will be published October 5th 2012
at Amazon, Barnes and Noble and Apple i-Bookstore
Price in US $ 9.99
Diese Geschichte handelt von einem Ehepaar (Ron and Cathy Bogey), das von London in ein kleines Dorf, an der Steilküste, im Südwesten von Irland zieht. Sie kaufen sich dort ein altes Haus, aus dem letzten Jahrhundert, um dem Trubel der Stadt zu entgehen und in der Abgeschiedenheit ihren Hobbys nachzugehen.
Nach einiger Zeit entdecken sie, dass in diesem Haus mysteriöse Dinge geschehen sind und erfahren nach intensiven Nachforschungen, dass die Familie, die vor ihnen darin wohnte, einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.
Die Leute des Dorfes schweigen zu dieser Geschichte und jeder erzählt den beiden eine andere Version, was sich zugetragen haben soll.
Warum lügen alle im Dorf?
Was haben die Einwohner Geheimnisvolles zu verbergen, wenn es um die Toten aus dem Haus auf den Klippen geht?
Warum kommt die Polizei nicht weiter?
Viele Bewohner des Dorfes hatten ein großes Interesse daran, den Vorbesitzern des Hauses, nach dem Leben zu trachten, denn es handelte sich um einen tyrannischen Arzt, der versuchte das ganze Dorf zu kontrollieren und dadurch vielen seiner Mitbewohnern und Nachbarn Leid zugefügt hatte.
Ron und Cathy, die neuen Besitzer, versuchen auf eigene Faust herauszufinden, was mit den Vorbesitzern geschehen ist. Sie müssen feststellen, dass sie in einem Ort gelandet sind, der voller Geheimnisse ist.
Es dauert fast vier Jahre, bis sie die merkwürdigen Ereignisse, die in diesem Dorf stattgefunden haben, aufdecken können. Dass sie sich dabei selbst in Lebensgefahr begeben ist ihnen nicht bewusst.
This story is about a couple (Ron and Cathy Bogey) that moves from London to a small village, on the cliffs, in the southwest of Ireland. They buy an old house there, from the last century, to escape the bustle of the city and to enjoy themselves, in their privacy.
After some time they discover, that mysterious things have happened in this house, and they learned after extensive research, that the family who lived in the house before, are victims of a crime.
The people of the village are not willing to tell the true story and each tells a different version, what should have happened.
Why all the people lie in the village?
What mystery they have to hide when it comes to the dead in the house on the cliff?
Why does the police stuck during investigation?
Many residents of the village have had a strong interest, to seek for the life of the previous owner, because he was a tyrannical doctor who tried to control the whole village and many people and neighbors are suffering under his power.
Ron and Cathy, the new owners are trying to figure out on their own, what happened to the previous owners. They have to realize that they lived in a place that is full of secrets.
It took almost four years to discover the strange events that have taken place in this village. They are not aware that they are in mortal danger during their investigation.
Leseprobe:
Kapitel 1
Das Haus
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Der Wagen der Immobilienmaklerin Miranda Gray schlängelte sich langsam durch die grünen Wiesen im Südwesten Irlands. Mit in ihrem Auto saßen Ron und Cathy Bogey. Sie waren auf dem Weg zu einem kleinen Dorf im Südwesten von Irland mit dem Namen Chesterfield. Ronald und Catherine Bogey kamen aus London angereist, um sich in dem Örtchen ein altes Haus anzusehen, welches sie in einem Inserat, in der Zeitung, vor wenigen Wochen, gesehen hatten. Weit und breit war keine weitere Ortschaft zu sehen und sie waren bereits 15 Minuten von der letzten Ortschaft, Stone Hill, entfernt.
Die Straße war eng und in schlechtem Zustand. Immer wieder führte sie an hohen Steinwällen vorbei, welche die umliegenden Felder vor dem stürmischen Wind, der von der Steilküste her bläst, schützte. Die flache Hochebene, auf der sich die grünen Wiesen und Felder ausbreiteten, wurde nur ab und zu von leichten Hügeln durchbrochen. Die ersten wilden Blumen, des Frühjahres, blühten bereits am Straßenrand.
„Ist das nicht traumhaft schön“, fragte Cathy ihren Mann.
„Genauso, wie ich es mir vorgestellt habe.“
„Wie lange ist es noch”, fragte Cathy die Maklerin.
„Etwa zehn Minuten”, sagte sie, „der Ort liegt direkt an der Steilküste, sie bevorzugen doch die Abgeschiedenheit.”
„Ja das ist genau das, was wir suchten“, erwiderte Ron, „und wie grün die Landschaft ist.“
Etwa fünf Minuten später kamen sie an eine Stelle, an welcher die Straße durch ein großes steinernes Tor führte. Rechts und links des Tores waren wieder, die mit Steinen aufgeschütteten Mauern zu sehen. Sie waren etwa eineinhalb Meter hoch und zogen sich, wie eine riesige Schlange, rechts und links des Tores durch diesen Landstrich und trennten ihn von dem anderen Teil des Landes ab.
„Wofür ist das Tor”, fragte Cathy.
Die Maklerin erklärte: „Das ist die Grenze des Dorfes. Das ganze Dorf und das Umland, welches zu dem Ort gehört, ist umzäumt von dieser Mauer. Mit dem Tor konnte man den Zugang sowie den Ausgang zum Dorf versperren.”
Die alten, schmiedeeisernen Tore, die normalerweise den steinernen Torbogen verschlossen, hingen schief in ihren Halterungen und waren an ihrem unteren Ende bereits mit dem Boden und deren Vegetation verwachsen. Rostig trotzten sie der Witterung, doch die salzige Luft hatte ihnen in den letzte Jahrzehnten so stark zugesetzt, dass sie nicht mehr funktionsfähig waren.
„Hat das Tor etwas Besonderes auf sich“, fragte Cathy.
Die Maklerin schüttelte den Kopf: „Nicht, dass ich wüsste, aber die Leute hier leben schon immer sehr zurückgezogen. Chesterfield ist anders als die Dörfer und Städtchen, der Umgebung.“
„Das ist genau das, was wir wollen“, sagte Ron.
Nach weiteren fünf Minuten erreichte der Wagen das kleine Dorf. Es war eine Ansiedlung, direkt an der Steilküste zum Atlantik gelegen, mit ungefähr 600 Einwohnern. Die meisten der Häuser waren kleine Steinhäuser, mit nicht mehr als zwei oder drei Zimmern. Sie lagen eng zusammen und duckten sich förmlich, vor dem Wind, der von der Küste her blies. Auch hier trennten kleine Steinmauern die Grundstücke voneinander. Die wenigen Leute, die sich auf der Straße befanden, schauten dem vorbeifahrenden Wagen ungläubig nach.
„Es geschieht wohl nicht sehr häufig, dass Fremde hier herkommen?“, fragte Ron.
„Nein, die Leute hier, leben sehr zurückgezogen“, antwortete die Maklerin, „für die ist es jedes Mal etwas Besonderes, wenn Fremde in ihr Dorf kommen.”
Nach etwa 500 Metern bog der der Wagen, nach rechts, in eine Straße ab, die gesäumt war von mehreren herrschaftlichen Häusern. Rechts und links der Straße, direkt am Bürgersteig, standen uralte Bäume, an denen gerade das erste grüne Laub des erschien. Wie ein riesiger Torbogen wölbten sich die alten Äste der Bäume über die Straße und formten eine Allee, die jeden Vergleich mit anderen Prachtstraßen standhielt. Die Häuser in dieser Allee lagen etwa zehn bis fünfzehn Meter vom Bürgersteig entfernt und hatten herrliche grüne, parkähnliche Vorgärten. Jedes der Häuser war in einem anderen prachtvollen Baustil errichtet. Es gab viktorianische Villen mit Türmchen, Terrassen und verzierten Geländern, neben massiven Herrschaftshäusern aus roten oder weißen Backsteinen, deren Dächer durch prunkvolle Säulen gestützt wurden. Die Rasenflächen der Vorgärten wurden, ab und zu, von riesigen Kastanien- und Ahornbäumen unterbrochen.
Es war ein sonniger Frühlingstag mit angenehmen 15 °Celsius. Am Himmel waren nur wenige, schnell vorbeiziehende, kleine Wolken zu sehen, welche die Kraft der Sonne, zu dieser Jahreszeit, nicht mehr bremsen konnten.
„Ist es noch weit?”, fragte Ron die Maklerin.
„Nein, nein, das Haus liegt direkt in dieser Straße, nur noch etwa 200 Meter, auf der linken Seite.“
Schon von Weitem waren die vier großen weißen Säulen zu sehen, die den Eingang des Hauses umrahmten. Es war ein Haus aus roten Backsteinen im Stil eines herrschaftlichen, englischen Landsitzes. Es überragte alle umliegenden Häuser mit seiner imposanten Größe.
„Das ist es“, sagte die Maklerin.
„Genau wie auf den Bildern“, meinte Ron, „genauso habe ich mir es vorgestellt.”
Es war das, mit Abstand größte Haus in dem Ort. Es stand in einem riesigen Park mit Dutzenden von uralten Bäumen. Vom Bürgersteig aus führte ein, aus roten Backsteinen, gepflasterter Weg zum Eingang des Hauses. Rechts, neben dem Haus war eine Art Auffahrt, welche zu einem kleinen Parkplatz, im hinteren Teil des Grundstücks, führte.
Die Maklerin parkte Ihren Wagen auf dieser Auffahrt und alle drei stiegen aus.
„Lassen sie uns zuerst, hier draußen, den Park und die Nebengebäude besichtigen“, meinte sie, und sie gingen den Weg weiter in den hinteren Teil des Grundstücks.
Das Grundstück hatte eine Tiefe von knapp dreihundert Metern und einer Breite von ungefähr zweihundert Meter. Das Haus stand etwa dreißig Meter von der Straße und dem Bürgersteig und maß selbst mindestens zwanzig Meter in der Tiefe. Vom hinteren Ende des Hauses waren es nochmals zweihundertfünfzig Meter, bis das Grundstück direkt an der Steilküste endete. Auch dieser Teil war wie ein englischer Park angelegt, der von kleinen, mit Backsteinen gepflasterten Wegen durchzogen war, die den Park in geometrischer Form aufteilten. Unterbrochen wurden die riesigen Rasenflächen wiederum von mehreren alten Bäumen.
Die Drei liefen zuerst an die Klippen und waren fasziniert von dem weiten fantastischen Ausblick, den man von dort aus die ganze Küste entlang des Atlantiks hatte. Die Felsen der Steilküste waren ungefähr hundert Meter hoch und an deren unterem Ende schlugen die Wellen krachend gegen die Felsen.
„Das ist ja traumhaft“, sagte Cathy.
„Genau, wie wir uns das vorgestellt hatten“, meinte Ron.
„Ja sagte“, die Maklerin, „es ist wohl eines der besten Häuser, hier in der Gegend. Wirklich ein Glanzstück, was sie sich ausgesucht haben“.
„Wie lange steht das Haus schon leer?”, fragte Ron.
„Noch nicht sehr lange“, sagte die Maklerin, „ansonsten wäre es wohl schon verkauft. Solche Grundstücke findet man nur selten, mit einem so imposanten Haus und diesem unglaublichen Ausblick. Normalerweise sind solche Grundstücke, wie dieses, höchstens zwei bis drei Wochen auf dem Markt“.
„Sind wir die Ersten, die das Haus zu sehen bekommen?”, fragte Ron.
„Ja“, sagte die Maklerin, „ich habe es gerade erst gestern gelistet und ich denke mal, ich werde es sehr schnell verkaufen. Immerhin sind sie nicht die einzigen Interessenten. Schon in drei Tagen habe ich die Besichtigung, übrigens auch ein Ehepaar aus London.”
„Das würde mich nicht wundern, bei dem Preis“, dachte Ron, „wo bekommt man schon für 300.000 € ein Haus dieser Größe, mit diesem Ausblick und dieser Lage.”
Auf beiden Längsseiten wurde das Grundstück von einem, etwa zwei Meter hohen, Bretterzaun abgetrennt, sodass man nicht auf die Nachbargrundstücke sehen konnte und auch niemand, von dort, ein Blick auf dieses Grundstück hatte. Mitten im Garten, etwa 20 Meter vom Haus entfernt lag ein riesiges Schwimmbad. Das Wasser hatte man wohl abgelassen, denn auf dem Boden des Schwimmbades hatten sich bergeweise altes Laub, aus dem letzten Herbst angesammelt. Die Farbe an den Wänden war schon sehr ausgebleicht und bröckelte an einigen Stellen.
„Ist das Schwimmbad noch in Ordnung?”, fragte Ron.
„Ja sagte die Maklerin, „die Vorbesitzer haben nur das Wasser rausgelassen, denn sie wollten nicht, dass es umkippt und trübe wird, in der Zeit, solange das Haus auf dem Markt ist. Nichts sieht schlimmer aus, wie eine grüne Algenbrühe in einem Schwimmbad.“.
Das Schwimmbad selbst war ebenfalls von einem, mit Backsteinen gepflasterten Bereich eingefasst, an deren einem Ende, eine zehn Mal zehn Meter große Fläche lag, die sich bestens eignete, um einige Sonnenliegen, sowie einen Tisch und ein paar Stühle aufzustellen. Ebenso führte ein gepflasterter Weg direkt zur hinteren Terrasse des Hauses.
Etwa fünfzig Meter entfernt befand sich noch ein alter Zierbrunnen auf dem Grundstück. Auch er war ausgetrocknet und Laub lag darin. Nicht weit von dem Brunnen entfernt stand ein alter Holzschuppen, indem man Werkzeuge und Gartengeräte unterbringen konnte. Er hatte ungefähr die Größe von vier Autogaragen.
„Wollen sie sich den Schuppen zuerst ansehen, oder sollen wir zuerst einmal ins Haus gehen?”, fragte die Maklerin.
„Ich denke mal, wir schauen uns zuerst das Haus an“, antwortete Ron, „das ist wichtiger, als der Schuppen. Der ist nur schmückendes Beiwerk. Wer weiß, ob man ihn überhaupt noch benutzen kann, er sieht schon leicht baufällig aus.”
Also gingen sie zuerst einmal zur Vorderseite des Hauses. Acht Treppenstufen, ebenfalls aus den roten Pflastersteinen, führten hinauf, auf eine kleine Veranda, die sich an der gesamten Vorderseite des Hauses entlang zog. In der Mitte dieser Veranda waren die vier großen, etwa fünf bis sechs Meter hohen, weißen Säulen zu sehen, an deren oberem Ende ein spitzes, kleines Dach den Eingangsbereich des Hauses überspannte. Die Eingangstür war etwa zwei Meter breit mit einem großen, verglasten Rundbogen über der Tür. Rechts und links waren zwei kleine Fenster, durch welche man in den Flur sehen konnte.
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Die Maklerin zeigte auf einen Schlitz rechts neben der Tür, direkt unter dem kleinen Fenster und sagte: „Das ist der Postkasten. Bei diesem Haus wird die Post noch direkt vom Briefträger ans Haus gebracht.”
Sie öffnete die Tür und alle traten in eine große Eingangshalle, in welcher eine riesige Treppe in den zweiten Stock führte.
„Alle Zimmer sind rund um dieses Foyer angeordnet“, sagte die Maklerin, „man kann im ganzen Haus rundherum gehen. Am besten wir fangen mit dem Zimmer hier rechts an. Alle Zimmer im Haus haben diesen dunklen Hartholzboden“, sagte die Maklerin, „ich denke es ist Nussbaum.“
„Ist das noch der Originalboden“, fragte Ron.
„Ja, auf jeden Fall, alles in diesem Haus ist noch original“.
„Wann ist das Haus gebaut worden?”, fragte Ron.
„Um 1840“, antwortete die Maklerin, „das genaue Datum ist nicht bekannt.“
Ron fragte: „Sicherlich hat das Haus jede Menge Geschichten zu erzählen, wissen Sie etwas darüber?“
„Darüber kann ich Ihnen nicht viel erzählen“, sagte die Maklerin, „aber ich denke mal, hier gibt es eine Menge Leute im Ort, die ihnen viele Geschichten, zu diesem Haus, berichten können.”
„Sie wissen ich bin Historiker“, sagte Ron, „mich interessiert alles, was alt ist und Geschichten, die sich in früherer Zeit ereignet haben.”
„Dann ist das ja genau das Richtige für Sie“, sagte die Maklerin.
Über einen breiten Durchgang gelangte man in das nächste Zimmer. Dieses Zimmer war das Esszimmer, von dem aus eine Tür direkt zur Küche führte. Zwischen dem Esszimmer und der Küche lag ein kleiner Vorraum, den man „Butler’s Pantry oder Serving Pantry” nannte.
Die Maklerin erklärte: „Hier wurde normalerweise vom Personal das Essen vorbereitet. An dieser Wand befand sich der Schrank mit dem Geschirr und den Bestecken. Das Essen wurde hier auf die Serviertabletts verteilt und anschließend vom Personal im Esszimmer aufgetragen.“
„Einen Butler haben wir leider nicht“, scherzte Cathy, aber der Platz eignet sich hervorragend als Frühstücksecke.
Die Küche hatte einen zentralen Mittelblock, um den herum die Schränke und der Herd angeordnet waren.
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Zur Küche selbst gab es noch einen weiteren Seiteneingang, der zu der Auffahrt führte, auf welcher sie den Wagen geparkt hatten.
„Von hier aus konnten die Bediensteten in die Küche gelangen und von hier aus wird alles angeliefert oder besser gesagt wurde alles angeliefert“, meinte die Maklerin, „das Personal ging niemals durch den Haupteingang.”
Sie öffnete eine weitere kleine Tür an der rechten Seite der Küche und sie gelangten in einem kleinen Raum, in dem eine Waschmaschine stand.
„Dies ist der Waschraum“, sagte sie, „oder was immer sie damit sonst machen wollen.”
„Sehr geräumig“, meinte Cathy.
Die Tür auf der linken Seite der Küche führte in einem großen Raum im hinteren Teil des Gebäudes. Der Raum hatte eine riesige Fensterfront, von der aus man direkt aufs Meer sehen konnte. Alle Wände hatten eingebaute Regale.
„Dieser Raum wird normalerweise als Bibliothek oder Büro benutzt“, sagte die Maklerin.
„Der optimale Platz für meine Arbeit. In meinen Gedanken kann ich mir genau meinen Arbeitsplatz vorstellen, mit Blick aufs Meer. So etwas habe ich mir schon immer gewünscht“.
Von der Bibliothek aus gelangte man, durch eine weitere Tür, entweder wieder zurück ins Foyer oder durch eine andere Tür, in das riesige Wohnzimmer, welches den gesamten linken Flügel des Hauses ausmachte.
„Wie Sie sehen, befinden sich alle Räume, in denen sie sich tagsüber aufhalten, auf dem unteren Geschoss“, erklärte die Maklerin, „alle Schlafzimmer und weitere Räume sind im zweiten Geschoss.”
Sie gingen wieder zurück ins Foyer und die Treppe nach oben. Es war eine alte, weiß gestrichene Holztreppe, bei welcher die Stufen schon etwas knarrten, wenn man nach oben ging. Im oberen Teil des Hauses befanden sich fünf weitere Zimmer und zwei Badezimmer. In jedem der Zimmer war ein Kamin an der Wand.
„Funktionieren die denn noch?“, fragte Ron Bogey.
„Die sind alle noch in Betrieb, die können sie ohne Probleme benutzen“.
Ron schaute seine Frau an und sah das Lächeln in ihrem Gesicht. Er wusste, was es bedeutete. Sie wollte das Haus und er wollte es auch. Natürlich konnten sie ihr Interesse nicht so deutlich zeigen und so verhielten sie sich ziemlich ruhig, um der Maklerin nicht das Gefühl zu geben, dass sie sofort zusagen würden. In jedem Zimmer sahen sie schon, in ihren Gedanken, ihre Möbel stehen.
„Wie gefällt Ihnen das Haus?“, fragte die Maklerin.
„Nicht schlecht“, sagte Ron, „es muss noch einiges erneuert werden, aber alles in allem kommt es unseren Vorstellungen doch schon sehr nahe.“
„Haben Sie noch Fragen zum Haus, oder zum Ort, oder zu sonst etwas anderem?“, fragte die Maklerin.
„Gibt es denn Einkaufsmöglichkeiten hier im Dorf?“, fragte Cathy nach.
„Ja, ohne Probleme, alles, was sie brauchen. Es gibt hier eine Tankstelle, einen kleinen Supermarkt, es gibt eine kleine Schule, eine Bibliothek, einige Kirchen und sonst einige kleine Geschäfte. Für Besonderheiten müssen sie allerdings in die nächste, größere Stadt Stone Hill fahren, aber alles, was sie so zum täglichen Leben brauchen, können sie, ohne Weiteres, hier in den Läden erstehen.“
„Können wir uns noch den alten Schuppen draußen ansehen?“, fragte Ron.
„Natürlich“, sagte die Maklerin, „alles, was sie wollen.“
Sie gingen die Treppe herunter, doch diesmal nicht durch den Vordereingang hinaus, sondern durch die Terrassentür, welche von der Bibliothek ins Freie führte. Der hintere Teil des Hauses hatte eine riesige Terrasse, auf der man es sich sicherlich gemütlich machen konnte. Von dort aus war man mit wenigen Treppenstufen wieder zurück im Garten oder am Schwimmbad.
Der Schuppen selbst hatte auch zwei Eingänge. Eine normale Tür und ein etwas größeres Tor, etwa wie ein Garagentor, dass man aufschieben konnte.
„Der ideale Platz für meine Gartengeräte“, meinte Ron.
„Falls sie jemanden für den Garten brauchen?“, erwähnte die Maklerin, „ich kenne ich hier jemanden aus dem Ort. Der macht ihnen die Gartenarbeiten sehr günstig, immerhin ist es ein riesiges Grundstück und es gibt jede Menge zu tun. Speziell im Herbst, wenn die Blätter fallen, haben sie Unmengen an Laub zu entsorgen.“
„Das können wir unser ja dann noch überlegen, wenn es soweit ist“, sagte Ron.
„Kein Problem. Wenn sie wollen, schreibe ich Ihnen die Adresse des Gärtners auf und sie können sich jederzeit mit ihm in Verbindung setzen, vorausgesetzt natürlich, sie entscheiden sich für das Haus. Aber sie sollten nicht zu lange warten“, drängte die Maklerin, „wie ich Ihnen ja schon sagte, solche Grundstücke finden Sie nicht jeden Tag und ich glaube kaum, dass es in 14 Tagen noch zu haben ist“.
„Das glaube ich auch nicht“, dachte Ron insgeheim, „hier müssen wir schnell handeln, bevor uns einer zuvorkommt.”
„Wir müssen uns natürlich erst einmal beraten und uns das Ganze durch den Kopf gehen lassen“, sagte er zur Maklerin.
„Das ist verständlich“, sagte sie, „wir haben keine Eile, aber wie gesagt, das Grundstück kann ganz schnell verkauft sein.“
„Wir werden ihnen spätestens morgen unsere Entscheidung mitteilen“, antwortete Ron, „wir müssen einfach noch einmal eine Nacht drüber schlafen und uns überlegen, ob es wirklich der richtige Ort für uns ist. Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir mal eine kurze Rundfahrt durch das Dörfchen, um uns einen kleinen Überblick verschaffen zu können.“
„Nein, kein Problem. Wenn wir schon mal hier sind, sollten sie doch wissen, worauf sie sich einlassen.“
„Genau“, sagte Ron.
„Sie können sich ja hier im Garten noch ein wenig umsehen, während ich das Haus wieder verschließe.“
„Danke“, sagte Ron, und spazierte mit seiner Frau etwas durch den riesigen Park.
„Das ist ein Traum“, sagte Cathy, „genau das, was wir schon immer haben wollten.”
„Ja”, sagte Ron, „mir geht es ganz genauso. Ich kann es nicht erwarten, hier einzuziehen. Was Besseres kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.“
„Dann lass uns den Vertrag unterschreiben“, sagte Cathy, „es ist zum Träumen.“
„Nein, lass uns das nicht überstürzen. Wir wollen nicht zu viel Interesse zeigen, vielleicht haben wir noch Gelegenheit, etwas zu verhandeln. Wenn wir jetzt schon zeigen, wie interessiert wir sind, dann gehen die sicher vom Preis nicht mehr runter.“
„Aber wir laufen Gefahr, dass uns noch jemand das Haus vor der Nase wegschnappt“, meinte Cathy.
„Ich denke nicht, dass sie heute noch eine andere Besichtigung haben“, sagte Ron zu Cathy, „und spätestens morgen werden wir der Maklerin unserer Entscheidung mitteilen.“
„Wie du meinst“, sagte Cathy, „aber ich kann es kaum noch erwarten.“
Nachdem die Maklerin das Haus verschlossen hatte, fuhren die Drei noch eine Runde durch das Dorf. Nur die Straße, in der ihr zukünftiges Haus stand, hatte die herrschaftlichen Häuser.
„Hier wohnen nur die feinsten Leute des Ortes“, sagte die Maklerin, „jeder der irgendwas zu sagen, oder Rang und Namen hat, wohnt in dieser Straße. Hier rechts, das ist das Haus der Richterin, hier neben das Haus des Augenarztes, da vorne rechts das Wohnhaus des Rechtsanwaltes und alle anderen Leute der besseren Gesellschaft leben auch in dieser Straße. Sie werden sicherlich sehr schnell Kontakt zu den Leuten finden. Es ist ein sehr freundlicher Ort.“
„Ich hoffe die haben nichts gegen uns Normale aus England“, meinte Ron.
„Ich denke mal das macht nichts aus“, meinte die Maklerin, „zwar kommt es nicht häufig vor, dass jemand von auswärts sich hier niederlässt, aber die Leute sind sehr freundlich.“
„Ich denke, wir haben genug gesehen“, sagte Ron, „lassen Sie uns zurückfahren.“
Am nächsten Tag telefonierte er wieder mit der Maklerin und teilte ihr mit, dass sie sich vorstellen könnten, das Haus zu kaufen, aber wie sie ihr schon sagten, seien doch einige Renovierungen notwendig und er fragte danach, ob es möglich wäre, noch etwas am Preis zu verhandeln.
„Ich werde mit den Besitzern reden“, sagte die Maklerin, „an wie viel hatten für denn gedacht.“
„So 20 bis 25.000 €“, sagte Ron, „das sollte schon noch drin sein.“
„Ich werde versuchen, was ich für sie tun kann“, sagte die Maklerin, „lassen Sie mir bitte einen Tag Zeit, um mit den Besitzern zu verhandeln und ich rufe sie dann Morgen zurück.“
Der Rest des Tages schien endlos zu sein, die Zeit schien stehen zu bleiben. Cathy und Ron saßen wie auf glühenden Kohlen. Sie fragen sich, ob es richtig gewesen war, nochmals am Preis verhandeln zu wollen. Vielleicht war es doch etwas zu forsch gewesen den Preis zu drücken und jemand würde sie überbieten und das Haus bekommen. Zweifel nagten an ihnen.
„Sollen wir die Maklerin nicht doch noch mal anrufen und sagen wir nehmen es, zum vollen Preis“, meinte Cathy aufgeregt.
„Nein“, antwortete Ron, „wir können unser Gesicht jetzt nicht mehr verlieren. Wir haben es so gesagt und bleiben dabei. Ein gewisses Risiko ist dabei, das weis ich auch. Aber ich denke nicht, dass innerhalb von einem Tag noch jemand kommt und uns das Haus vor der Nase wegschnappt. Die Besitzer können ja immer noch sagen, dass sie nicht mit dem Preis heruntergehen wollen, dann werden wir es akzeptieren und so schnell wie möglich den Vertrag unterschreiben“.
Die kommende Nacht war für beide sehr unruhig verlaufen. Ron und Cathy schliefen nur sehr oberflächlich. In ihren Träumen ging es nur um das Haus, welches sie gesehen hatten und sie wälzen sich hin und her und immer wieder wurden sie wach und mussten daran denken, ob es richtig gewesen war, ein niedrigeres Angebot zu machen.
Am nächsten Morgen meldete sich die Maklerin. Ron war gespannt, was sie ihm zu erzählen hatte.
„Wie sieht es aus, konnten sie etwas für uns erreichen?“, wollte er gleich wissen.
„Ich habe gute Nachrichten für Sie“, sagte sie, „die Besitzer haben akzeptiert. 275.000 Euro das ist ihr Angebot.“
„Dann lassen sie uns den Vertrag machen“, sagte Ron, „ist das auch sicher oder haben Sie noch andere Interessenten, denen sie das Haus noch zeigen wollen.”
„Nein das ist in Ordnung, meinte die Maklerin, „natürlich habe ich noch andere Interessenten, aber wenn Sie mir jetzt sagen, dass sie es haben wollen, werde ich die andern Termine absagen. Sie müssten nur den Vertrag direkt unterschreiben, denn ich kann unmöglich den anderen Interessenten absagen, ohne irgendetwas schriftlich in Händen zu haben“.
„Das verstehe ich“, sagte Ron, „wer kann sich heutzutage nur auf das Wort eines anderen verlassen. Wie wäre es mit heute Nachmittag. Wir kommen in ihr Büro und bringen die Sache unter Dach und Fach.“
„Abgemacht“, sagte die Maklerin, „14:00 Uhr, ist ihnen das Recht?“
„Ja“, sagte Ron, „14:00 Uhr ist gut. Wir werden da sein.“
„Bringen Sie bitte Ihre Papiere und Pässe mit, wir brauchen alle ihre Daten für den Kaufvertrag.“
„Das ist doch selbstverständlich“, sagte Ron, „wir haben alles dabei.“
Er legte den Hörer auf und ließ ein Jubelschrei los.
„Sag schon, haben wir es?“, fragte Cathy.
„Na klar haben wir es und für nur 275.000 Euro. Die Verkäufer haben unseren Preis akzeptiert.“
„Das ist unglaublich“, sagte Cathy, „das hätte ich nie für möglich gehalten..“
„Ich auch nicht“, meinte Ron, „aber man muss etwas Glück haben im Leben. Diesmal war das Glück auf unserer Seite.“
„Hoffentlich hat die ganze Sache keinen keinen Haken“, sagte Cathy.
„Was für ein Haken?“, fragte Ron. „Schau dir doch die Gegend an, fern ab von Gut und Böse. Wer will denn schon hier draußen leben, doch nur solche Verrückten wie wir.“
„Das ist ein Argument“, meinte Cathy.
„Heute Mittag um 14:00 Uhr sollen wir im Büro sein und die Verträge unterschreiben.“
Pünktlich um 14:00 Uhr standen Ron und Cathy im Büro der Maklerin. Sie bot ihnen einen Kaffee an und sie begaben sich in ihr Arbeitszimmer, um die Verträge zu unterzeichnen.
Die Besitzer des Hauses sind ein Geschwisterpaar. Eric Hudson, der wie sie, in London wohnt und seine Schwester Meredith. Sie lebt in New York, in den USA.
„Ist das ein Problem, dass die Besitzerin hier nicht wohnhaft ist?“, fragte Ron.
„Nein, nein“, sagte die Maklerin, „ich habe alle Vollmachten, sie brauchen sich um nichts zu kümmern.“
„Die beiden Besitzer brauchen noch nicht einmal bei der notariellen Vertragsunterzeichnung anwesend zu sein?“, fragte Ron.
„Nein das wird alles von unserem Büro erledigt“, antwortete die Maklerin, „ich kümmere mich darum. Sie brauchen nur noch hier zu unterschreiben und dann ist der Deal perfekt.“
Sie schob den Beiden einen fünfseitigen Vertag über den Tisch. Ihre Namen und Daten waren bereits in dem Formular eingesetzt, ebenso wie die Kaufvertragssumme.
„Mit ihrer Unterschrift erklären sich bereit, das Haus, bis zu dem festgelegten Datum, zu übernehmen und zu bezahlen. Heute ist der 14. März und die Frist zur Übernahme des Hauses haben wir auf den 1. Mai festgesetzt. Sie haben also noch genau sechs Wochen Zeit, um die finanziellen Dinge zu regeln und das Haus zu übernehmen. Sie können natürlich jederzeit früher hinein, sofern die Zahlung erfolgt ist. Das ist natürlich noch nicht der offizielle Notarvertrag, den wir jetzt machen, dies ist erst einmal ein Vorvertrag in dem sie sich bereit erklären, das Haus zu kaufen. Aber er ist auf jeden Fall bindend und sie müssen natürlich eine Anzahlung leisten.“
„In welcher Höhe?“
„Die Anzahlung beträgt 5000 €.“
„Müssen wir die in bar bezahlen, oder können wir ihnen auch einen Scheck geben?“
„Sie können einfach einen Scheck ausschreiben und mir übergeben. Damit ist der Vertrag perfekt.“
Ron zog sein Scheckbuch aus seinem Jackett, stellte einen Scheck über 5000 € aus und übergab ihn der Maklerin. Anschließend setzten sie noch ihre Unterschriften auf das Papier und die Maklerin zeichnete den Vertrag gegen.
Danach sagte sie: „Ich beglückwünschte sie zum Kauf des Hauses. Sie sind nun die neuen Besitzer des Hudson-Hauses“.
„Das Haus hat auch einen Namen?“, fragte Cathy.
„Ja man nennt es das Hudson-Haus, wegen den Besitzern, denen es gehört hatte.“
„Eric und Meredith Hudson?“, fragte Ron.
„Nein. Der Name des Hauses stammt aus früherer Zeit. Es ist bekannt für dessen Großeltern. Das waren Alfred und Edith Hudson. Alfred Hudson war der Arzt des Dorfes und der reichste Mann in der ganzen Gegend. Ihm gehörten verschiedene Grundstücke, Häuser und Geschäfte in Chesterfield. Eigentlich ging ohne ihn gar nichts.“
„Kein Wunder, dass er das schönste Haus im Dorf hatte“, sagte Cathy.
„Ja und nun werden sie dessen würdige Nachfolger“, meinte die Maklerin.
Ron und Cathy lachten.
„Ich hoffe wir werden würdig genug sein, als Nachfolger“, meinte Ron.
„Keine Bange“, sagte die Maklerin, „Patriarchen, wir aus der damaligen Zeit gibt es heute nicht mehr und ich denke mal sie als Universitätsprofessor sind dort gerne gesehen, in dieser Gesellschaft.”
„Das will ich hoffen“, sagte Ron, „noch diese Woche werde ich mit meiner Bank sprechen und das Finanzielle erledigen.”
„Je schneller, umso besser“, antwortete die Maklerin, „sagen Sie mir nur Bescheid, wann die Zahlung erfolgt. Ich kläre dann den Notartermin für sie ab und anschließend ist die Übergabe. Danach sind sie die stolzen Besitzer des Hudson-Hauses“.
Die stolzen Besitzer des Hudson-Hauses, diese Worte gingen Ron und Cathy nicht mehr auf dem Kopf, als sie auf dem Weg, zurück nach London, waren. Es sollte für Sie, ab jetzt, ein neuer Lebensabschnitt beginnen.
Bisher spielte sich ihr Leben vorwiegend in London ab. Ron war Universitätsprofessor für Geschichte, an der Londoner Universität und Cathy arbeitete bei der Bank von England, als Sachbearbeiterin. Ron war 55 Jahre alt und hatte genug, von der Arbeit als Professor, an der Universität. Er wollte sich zurückziehen in sein Privatleben und die restliche Zeit seines Arbeitslebens damit verbringen, historische Bücher zu schreiben. Von dem Geld, was sie angespart hatten, konnten sie ohne Probleme, bis zu ihrem Rentenalter, leben und Cathy wollte, auf jeden Fall halbtags, bei einer Bank weiter arbeiten. Immerhin gab es eine kleine Bank in Chesterfield und vielleicht könnte sie ja dort eine Halbtagsstelle ergattern. Wirklich notwendig hatten sie es jedoch nicht.
Ron und Cathy wollten nur dem Trubel der Großstadt entfliehen und ihre Tage, in der Ruhe und Abgeschiedenheit des südwestlichen Irlands, verbringen.
Sie waren bereits seit mehr als 30 Jahren verheiratet und hatten zwei erwachsene Töchter, die wiederum selbst verheiratet waren und nur noch, ab und zu, zu Besuch kamen. Ob sie sie nun in London besuchten, oder in Irland, spielte dabei keine Rolle.
Noch in der gleichen Woche klärte Ron alles Finanzielle mit seiner Bank. Es gab kein Problem mit der Finanzierung. Der Kaufvertrag, sowie die Übergabe des Hauses, sollten am 1. Mai erfolgen, wie geplant. Somit hatten sie noch genügend Zeit, ihre jetzige Wohnung aufzulösen und all ihre Sachen zusammenzutragen und in Umzugskartons zu verstauen.
Der ganze Umzug wurde minutiös geplant. So sollten die Möbel, bereits am Tage der Vertragsunterzeichnung, in Chesterfield eintreffen. Sie wollten keinen Tag mehr verlieren, um in dieses Haus einzuziehen zu können. Die Renovierung der Räume wollten sie selbst vornehmen, ein Zimmer nach dem Anderen. Zeit hatten sie genug, sie waren nicht in Eile.
Die kommenden Wochen verbrachten sie damit, die Hunderte von Büchern, die Ron besaß, in die Kisten zu verpacken und für den Transport fertigzumachen. Bereits eine Woche vor dem Termin stand der Möbelwagen vor der Tür und lud alles ein.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verließen sie am 26. April London, Richtung Irland. Zwar mussten sie ihr Leben, in der Großstadt, aufgeben, dafür hatten sie nun ein Leben, in einem herrschaftlichen Haus, direkt an der Steilküste, vor sich.
Die letzte Nacht, vor der Vertragsunterzeichnung, verbrachten sie in einem Hotel, in der nahe gelegenen Stadt Stone Hill.
Dann kam der große Tag 1. Mai 10:00 Uhr morgens.
Der Termin, der notariellen Unterzeichnung, fand in dem Büro eines örtlichen Rechtsanwaltes, in Chesterfield, statt. Phillip Maroon war sein Name, aber alle nannten ihn nur Phil. Er war ein kleiner, untersetzter, dicklicher Anwalt mit grauen Haaren und einer Brille. Sein abgewetzter Anzug schien noch aus der Kollektion des letzten Jahrzehntes zu stammen. Besonders die aufgenähten Ellenbogenschützer verursachten bei Cathy ein dezentes Schmunzeln.
Seine Familie stammte seit Generationen aus Chesterfield. Maroon hatte den Ort so gut wie noch nie, verlassen. Er war hier zur Schule gegangen und nach seiner Zeit, an der Universität im Nachbarort Stone Hill, kehrte er auch als Anwalt wieder in sein Heimatdorf zurück.
Sein Büro war in einem alten Backsteingebäude in der Mitte des Ortes in der Main Street. Die Möbel und das Inventar des Büros schienen noch aus Urzeiten zu sein. Bei näherem Hinsehen konnte man erkennen, dass es sich bei den Räumen um die Schalterhalle einer früheren Bankfiliale gehandelt haben musste. Man hatte sich gar nicht erst die Mühe gemacht, die alten Bankschalter zu entfernen, sondern sie einfach zu Dokumentablagen umfunktioniert. Die dicke Stahltür des ehemaligen Tresors stand offen. Der Raum wurde jetzt als Druckerraum und Kopierstation benutzt.
„Hoffentlich wissen die noch die Kombination, falls die Tür mal zufällt“, dachte Ron und musste grinsen.
In diesem Ort schien sich, seit 50 Jahren, nichts mehr verändert zu haben. Von der Decke, die ehemals mit feinstem Stuck verziert war, blätterte bereits der Verputz herunter. Einige braune Wasserflecken waren zu sehen und ließen darauf schließen, dass das Dach wohl auch nicht mehr ganz dicht war. Die Räume hatten eine Deckenhöhe von fast vier Metern. Deshalb kam wohl auch niemand auf die Idee, die Decke neu zu streichen oder zu sanieren.
Die Sekretärin saß in einem winzigen Vorzimmer, welches komplett durch einen dicken Holzschreibtisch und zwei Regalen versperrt war. Hatte man diesen Raum, durch die Eingangstür, eine ehemalige Seitentür der Bank, betreten, konnten gerade mal zwei Personen vor dem Schreibtisch stehen, so wenig Platz war noch übrig. In dieser Zeit durfte aber niemand mehr von draußen die Tür öffnen, ohne dass einer der noch stehenden Besucher die Tür in den Rücken bekam.
Die Sekretärin war sehr freundlich und bot Ron und Cathy eine Tasse Kaffee an. Um den Eingangsbereich wieder freizumachen, bat sie die Beiden, in dem Unterzeichnungsraum Platz zu nehmen. Dort saß bereits die Maklerin an einem großen Tisch mit mindestens zehn Stühlen.
Sie begrüßte Ron und Cathy herzlich und fragte: „Sind sie jetzt sehr aufgeregt?”
„Und wie“, sagte Cathy, „ich kann es kaum noch erwarten, die Schlüssel zu bekommen und einzuziehen.“
„Das wird nicht mehr lange dauern“, sagte die Maklerin, „wir warten nur noch auf Phil, bis er die Papiere so weit hat. Er hat gerade noch mal mit ihrer Bank telefoniert, um den aktuellen Zinssatz zu erfragen. Die Zahlung ist soweit in Ordnung gegangen, also steht der ganzen Sache nichts mehr im Weg.“
Kaum fünf Minuten später trat Phil Maroon in den Raum mit einem großen Aktenordner unter dem Arm.
„Dann wollen wir mal“, sagte er und streckte den beiden die Hand zur Begrüßung entgegen. Die Bezahlung ist bereits erledigt. Was wir jetzt brauchen, sind nur noch ihre Unterschriften.“
Er schob die Papiere und eine Handvoll Kugelschreiber über den Tisch und zeigte ihnen, wo sie unter zu unterzeichnen hatten. „Unterschreiben Sie bitte hier und dann hier noch und noch auf dieser Seite. Kann sein, dass einer der Kugelschreiber nicht geht, ich habe deshalb gleich mal mehrere mitgebracht“.
Insgesamt wurden, auf diese Weise, etwa dreißig Blatt Papier, auf dem Tisch, hin und her geschoben, auf denen jeder der Drei, Phil Maroon, sowie Ron und Cathy unterzeichnen mussten. Mitten in die Unterzeichnung platzte dann die rotbäckige Sekretärin mit dem angebotenen Kaffee.
„Milch und Zucker?”, fragte sie und setzte dabei die Tassen so fest auf den Tisch, dass ein Teil des Kaffees bereits in den Untersetzer lief. Sie wartete erst gar keine Antwort ab und stellte ein Tablett mit Milch und Zucker, welches neben dem Tisch auf einem Aktenschrank stand, genau an die Stelle, wo die Papiere, auf den Tisch, hin und her geschoben wurden.
Nach einer Viertelstunde sagte Phil: „So das war’s. Ab, jetzt sind sie die neuen Besitzer des Hudson-Hauses.”
Er zog einem kleinen Schlüsselbund aus seiner Tasche seines Anzuges und überreichte ihn den Beiden.
„Sie haben hier wirklich das Kronjuwel dieses Ortes erstanden“, meinte er, „ich hoffe sie werden sich hier bei uns wohlfühlen.”
„Dem steht nichts im Wege“, antwortete Ron.
„Na dann, herzlich willkommen in Chesterfield“, sagte Phil.
Ron nahm die Schlüssel entgegen und sie verabschiedeten sich mit einem Dankeschön, bei der Maklerin, schüttelten Phil noch die Hand und warteten dann stehend im Vorraum auf ihre Vertragskopie, welche die Sekretärin gerade im ehemaligen Tresorraum kopierte. Freudestrahlend verließen sie kurz darauf das Büro.
Das Haus war nur etwa 2 Minuten, mit dem Auto, vom Büro des Anwalts, entfernen. Sie fuhren die Allee mit den alten Bäumen entlang. „Ocean Drive“ war der Name der Straße und Ihre Hausnummer war 100.
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Sie parkten ihren Wagen auf der großen Auffahrt und gingen zur Eingangstür. Angespannt, vor Erwartung, drehte Ron den Schlüssel im Schlüsselloch und mit einem leichten Knarren, öffnete er er die Tür. Beide standen in dem riesigen Foyer.
„Das gehört nun alles uns“, sagte Ron und Cathy fiel ihm in den Arm.
„Ich kann es nicht glauben, dass wir jetzt die Besitzer dieses Hauses sind, ein Traum ist wahr geworden“.
Noch einmal machten sie einen Rundgang durch das leere Haus. Jetzt sahen sie alles mit anderen Augen. Jetzt gehörte es ihnen, jedes Stück in diesem Haus, jedes Fenster, jeder Grashalm und jeder Baum im Garten. Es war kaum zu glauben.
Nach etwa einer Stunde hörten sie ein lautes Hupen vor der Tür. Der Möbeltransporter aus London war angekommen. Es dauerte alles in allem ungefähr vier Stunden, bis alle Kisten und Möbel ins Haus gebracht worden waren und die Leute vom Umzugsunternehmen sich verabschiedeten.
„Geschafft“, sagte Cathy und schloss die Tür, „wir sind da und alle unsere Sachen auch.“
„Ab jetzt kann's losgehen”, antwortete Ron.